Johnny Depp gegen Amber Heard: Warum der Prozess häusliche Gewalt verharmlost – und Frauenfeindlichkeit propagiert
Johnny Depp hat seine Verleumdungsklage gegen Amber Heard gewonnen. Aber Vorsicht: Das macht den Schauspieler keinesfalls automatisch wieder zum good guy, denn so einfach geht das 2022 zum Glück nicht mehr. Ein Kommentar von GLAMOUR-Autorin Chloe Laws
Der Verleumdungsprozess zwischen Johnny Depp und Amber Heard ist beendet. Depp hat gewonnen – wegen eines Artikels, in dem seine Ex-Frau behauptete, ein nicht näher benannter Jemand habe sie missbraucht – und bekam 15 Millionen US-Dollar Schadenersatz zugesprochen. Die Geschworenen erklärten, Heards Aussagen seien "falsch" gewesen und sie habe mit "tatsächlicher Böswilligkeit" gehandelt. Die Geschworenen befanden jedoch auch, dass Johnny Depp seine Ex-Frau Amber Heard über seinen Anwalt verleumdet hatte, und sprachen ihr zwei Millionen US-Dollar Schadenersatz zu.
Johnny Depp gegen Amber Heard: Eigentlich ging es um häusliche Gewalt, nicht Verleumdung
Der Fall hat die Welt in Atem gehalten. Vor allem, weil plötzlich alle die Details eines sehr prominenten Falles von häuslicher Gewalt erfuhren; weil der Prozess im Fernsehen übertragen wurde. Die Medienberichterstattung war unausweichlich. Ausschnitte von Johnny Depps Aussage im Zeugenstand gingen auf TikTok viral und lösten dringend notwendige Gespräche über häusliche Gewalt aus – insbesondere darüber, dass auch Männer Opfer sind. Ich habe nicht vor, über die Rechtslage oder das Urteil zu schreiben oder über die Feinheiten der Beziehung. Ich will über die Auswirkungen des Verleumdungsprozesses von Johnny Depp gegen Amber Heard sprechen.
So wurde der Prozess von Frauenhassern instrumentalisiert
Was
ich ansprechen möchte, ist die Art und Weise, wie der Fall von
Frauenhassern instrumentalisiert wurde – und weiterhin wird. Es geht um
das Narrativ, dass man Frauen nicht trauen oder ihnen nicht glauben
dürfe – im Fall von häuslicher Gewalt oder auch ganz
allgemein. Für mich hat der Fall deutlich gemacht, dass sich viele
Männer gar nicht für männliche Missbrauchsopfer wie Johnny Depp
interessieren. Sie nutzen den Fall vielmehr, um zu "beweisen", dass
Feminismus "giftig" ist; und um Frauen, die Opfer von Missbrauch sind,
zu diskreditieren – ganz nach Motto: Na siehste, halb so schlimm, die
Heard hat ja auch gelogen. Wo waren zum Beispiel Männer, die in diesem
Kontext über Anzeichen von Missbrauch informiert haben? Oder jene, die
dazu ermutigt haben, an Wohltätigkeitsorganisationen für häusliche
Gewalt zu spenden? Stattdessen: eine schier endlose Hetze gegen Frauen. https://www.glamour.de/artikel/johnny-depp-amber-heard-frauenfeindlichkeit
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