Herzliche Gratulation Andrée Geulen-Herscovici zum 100. Geburtstag. Die damals 21-jährige belgische Widerstandkämpferin hat rund 3.000 jüdische Kinder vor dem sicheren Tod gerettet. Sie hat die Kinder unter falschem Namen vor den Nationalsozialisten versteckt. Tiefste Verneigung. Niemals vergessen!
https://www.yadvashem.org/de/righteous/stories/geulen-herscovici.html
https://ww2gravestone.com/andree-geulen-herscovici-rescued-almost-1000-jewish-children-holocaust/
https://twitter.com/antifagruppe/status/1446559044836241410
Andrée Geulen-Herscovici (born September 6, 1921)
Andrée
Geulen-Herscovici (* 1921 in Brüssel, Belgien) ist eine belgische
Lehrerin, Judenretterin und Gerechte unter den Völkern. Sie half mit,
das Leben von fast 3000 jüdischen Kindern und Jugendlichen zu retten.
Erst im hohen Alter wurde ihre Leistung gewürdigt.
Leben
1921
wurde sie in Brüssel geboren. Sie galt als rebellisch und unangepasst
als Teenager, diskutierte leidenschaftlich über Politik und organisierte
Lebensmittelrationen für Spanienkämpfer. Sie entstammte einem
nichtjüdischen Elternhaus. Als junge, 20-jährige Lehrerin wurde sie –
wie man heute sagt – als Hilfslehrerin oder Referendarin angestellt. Sie
unterrichtete an der Gaty-de-Gamond-Schule in Brüssel. Dort merkte sie
eines Tages, dass viele ihrer Schüler mit dem Judenstern zum Unterricht
erscheinen mussten. Vorher hatte sie sich nicht viel mit der Problematik
der Juden beschäftigt, doch jetzt wurde sie direkt konfrontiert. Sie
überlegte, wie sie helfen konnte, und kam mit Ida Sterno, einer Helferin
der geheimen und im Untergrund wirkenden Organisation „Comite de
Defence des Juifs“ in Kontakt. Nach einem Überfall der Gestapo auf die
Schule im Mai 1943, wo über die Ferien jüdische Kinder und Jugendliche
zunächst sicher verwahrt worden werden konnten, merkte sie, wie brutal
die Gestapo auch gegen die Kleinsten vorging. Sie wurde von einem
Gestapo-Mitarbeiter gefragt, wieso sie überhaupt jüdische Kinder
unterrichte, und antwortete furchtlos mit dem legendären Satz: „Und
wieso führen Sie Krieg gegen jüdische Kinder?“. Die Schulleiterin und
deren Mann wurden deportiert und später ermordet, ihr gelang der
Absprung in den Untergrund. Unter dem Pseudonym „Claude Fournier“
mietete sie eine Wohnung mit ihrer Mitstreiterin Ida Sterno an und
konnte von dort an ihrem Werk wirken. Sie versuchte, Kinder und
Jugendliche von ihren Eltern mitzunehmen und sie bei christlichen
Familien oder in Klöstern sicher unterzubringen. Als ihre Mitstreiterin
Ida Sterno 1944 ins Konzentrationslager kam und dort ermordet wurde,
machte sie ganz allein weiter. Sie legte eine Liste mit den echten Namen
und Adressen an, die sie sicher in bis zu fünf verschiedenen Safes
aufbewahrte. Es war ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel mit der Gestapo.
Die Eltern wussten nicht, wohin die Kinder kamen. Die Kinder erhielten
Pseudonyme oder geänderte Namen, so dass es tatsächlich klappte, und die
christlichen Familien schwiegen gegenüber der Gestapo, was den Kindern
das Leben rettete. Am Ende soll es die unglaubliche Zahl von 3000
Kindern über zweieinhalb Jahre gewesen sein, die sie rettete.
Nach
Ende des Zweiten Weltkrieges und des Dritten Reiches begann sie
zusammen mit überlebenden Eltern und Hilfsorganisationen die Eltern der
Kinder bzw. die entsprechenden Kinder ausfindig zu machen. Die meisten
Kinder waren mittlerweile Waisen geworden. Sie selbst heiratete einen
jüdischen Holocaustüberlebenden mit Namen Herscovici und wurde Mutter
zweier Kinder. Viele überlebende Kinder trafen sich immer wieder mit ihr
und sahen sie als ihre zweite Mutter an. Die Ehrungen setzten erst ab
dem Ende der 1980er Jahre ein, und eine Bekanntheit wie etwa Oskar
Schindler erhielt sie nie, obwohl man sie manchmal den „weiblichen Oskar
Schindler“ nennt. Sie lebt heute in Brüssel.
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