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Fiamma Nirenstein | Jewish Lives Matter | #SupportIsrael

 

Fiamma Nirenstein, Giulio Terzi di Sant'Agata, Franco Modigliani e Gianni Vernetti interverranno sul tema "La Memoria come strumento di lotta".

Fiamma Nirenstein (* 18. Dezember 1945 in Florenz) ist eine italienische Politikerin, politische Journalistin, Autorin, Publizistin und Hochschuldozentin. https://de.wikipedia.org/wiki/Fiamma_Nirenstein

SAVE THE DATE "La Memoria come strumento di lotta" evento Zoom organizzato dall'Associazione Italia Israele di Torino e Informazione Corretta 

 http://www.fiammanirenstein.com/

 http://www.fiammanirenstein.com/libri.asp

 

Als Autorin und Publizistin beschäftigt sie sich insbesondere mit Antisemitismus, Terrorismus und Israelhass. Sie lebte abwechselnd in Israel (in Gilo, einem Jerusalemer Stadtviertel jenseits der 1948er-Grenzen) und Italien. Im Mai 2013 machte sie Alija, d. h., sie wanderte nach Israel ein und nahm die israelische Staatsbürgerschaft an. Sie ist mit dem israelischen Fotografen Ofer Eshed verheiratet. 

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Meinen wir es wirklich ernst, wenn wir sagen «Nie wieder»?

von Gastautor

Laut dem Jahresbericht der Jewish Agency und der Zionistischen Weltorganisation, der im Vorfeld des Internationalen Holocaust-Gedenktags veröffentlicht wurde, war der Antisemitismus im Jahr 2021 so massiv wie seit 10 Jahren nicht mehr.

von Fiamma Nirenstein

Dies sollte nicht unsere Trauer über das Schicksal derjenigen unserer Angehörigen ersetzen, die während des nationalsozialistischen Völkermords an den Juden im Zweiten Weltkrieg deportiert, gefoltert und getötet wurden. Aber es ist gerechtfertigt, im Gedenken an sie zu bekräftigen, dass die Erfüllung des Versprechens "Nie wieder" zuallererst die Bekämpfung des Antisemitismus erfordert.

Allerdings scheint dies im Laufe der Jahrzehnte in Vergessenheit geraten zu sein. Tatsächlich betrug der Anteil der Gewalt gegen Juden im vergangenen Jahr fast ein Drittel der antisemitischen Vorfälle, im Durchschnitt mindestens 10 mal pro Tag. Darunter waren die Schändung und/oder der Vandalismus von Eigentum, das Abreissen von Davidstern-Anhängern von Hälsen und das aggressive Entfernen von Kippas von den Köpfen.

Auch der Aufruhr im Internet ist beispiellos. Nach Angaben der Anti-Defamation League (ADL) wurde der Satz "Hitler hatte Recht" allein im Mai in einer einzigen Woche 17.000 Mal in den sozialen Medien gepostet, und der Schwur, die Juden auszurotten, ist an der Tagesordnung. "Die Welt von heute braucht Hitler", twitterte beispielsweise der freiberufliche CNN-Mitarbeiter Adeel Raja, was von vielen Followern "geliked" und "geteilt" wurde.

Bei Anti-Israel-Demonstrationen weltweit wurden häufig Beschimpfungen wie "verdammte Juden" skandiert. Jüdische Einrichtungen, Restaurants und Geschäfte wurden angegriffen, fast die Hälfte davon in Europa, der Rest in Amerika und anderswo.

Das Phänomen zieht sich durch das gesamte politische Spektrum, von rechts bis links, sowie durch den grössten Teil der islamischen Welt. Schlimmer noch, es findet ein konformistisches Echo in den internationalen Medien und in staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen. Politiker und Künstler zögern nicht, verleumderische Anschuldigungen über die Juden und Israel zu wiederholen oder die Israel-Boykottbewegung BDS zu unterstützen.

Die UN-Menschenrechtskommission richtete einen ständigen Ad-hoc-Ausschuss mit einem Budget von 1 Milliarde Dollar und 29 Mitarbeitern ein, der sich ausschliesslich der "Überwachung mutmasslicher Menschenrechtsverletzungen durch den Staat Israel" widmet. Nicht durch Syrien, nicht durch den Iran, nicht durch China.

Es ist genau diese Doppelmoral, die den Antisemitismus ausmacht. Doch die Welt schaut einfach zu und nickt.

Als während der Operation Guardian of the Walls im Mai letzten Jahres 4.500 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel niedergingen, rief die internationale Gemeinschaft nach "Menschenrechten für die Palästinenser", aber nicht nach dem Recht der Juden, sich zu verteidigen.

Wenn eine solche Einstellung verherrlicht wird, werden in Los Angeles und New York Läden zerschlagen und die alte Ritualmordlegende in eine moderne umgewandelt: dass Juden gerne Kinder töten. Die Behauptung, dass Juden die Welt beherrschen, wird in eine Anschuldigung umgewandelt, dass Israel sich der "ethnischen Säuberung" und des Kolonialismus schuldig gemacht hat.

Es ist ein böses Narrativ, das Vorfälle wie die Vertreibung arabischer Hausbesetzer aus einem Haus im Sheikh-Jarrah-Viertel im Osten Jerusalems völlig verzerrt. Es ist ein Narrativ, das Journalisten übernehmen und dabei die Geschichte und die städtebaulichen Vorschriften ignorieren, die im jüdischen Staat für Juden und Araber gleichermassen gelten; es ist ein Narrativ, dass das Wohlwollen des Obersten Gerichtshofs Israels gegenüber den Arabern missachtet.

Der heutige Antisemitismus ist in "Anti-Apartheid"-, "Anti-Rassismus"- und "Anti-Kolonialismus"-Rhetorik getarnt. Impfgegner suggerieren, dass sie eine Shoah erleiden, weil Juden nicht nur COVID-19 verbreiten, sondern auch noch kräftig von der Pandemie profitiert hätten.

Darüber hinaus hat es der Antisemitismus sogar geschafft, sich mit den Bewegungen "#MeToo" und "Black Lives Matter" zu verbinden. Letzteren zufolge sind Juden "weisse Rassisten". Ironischerweise sind es gerade Juden, die zum Ziel islamistischer Angriffe in amerikanischen Synagogen geworden sind, wo sie bereits von tatsächlichen weissen Rassisten angegriffen wurden. Mit anderen Worten: Der Antisemitismus ist inzwischen universell.

In allen Studien über die Grausamkeiten der Deutschen, die zum Völkermord an den Juden führten, wird die entscheidende Rolle der Mythologie der Hetze hervorgehoben. Henry Kopels wichtiges Buch War on Hate: How to Stop Genocide, Fight Terrorism, and Defend Freedom (Krieg gegen den Hass: Wie man den Völkermord stoppt, den Terrorismus bekämpft und die Freiheit verteidigt) weist auf die Art und Weise hin, in der die Juden von den Massen als Insekten und Bestien, als ausbeuterische Kapitalisten, als verräterische, parasitäre, unmenschliche Kommunisten bezeichnet wurden. All diese Bezeichnungen standen für das, was Adolf Hitler als "Ausrottung der Deutschen" bezeichnete.

In ähnlicher Weise heisst es heute, dass die Juden "die Palästinenser ausrotten" wollen.

Die Deutschen nannten die Juden "Gräueltäter" und eine "tödliche Plage" (wie der Iran Israel heute definiert). Heute wirft man den Juden und Israel vor, "Kolonialisten" und "Rassisten" zu sein.

Es gibt keine Scham mehr, dieselbe Art von Sprache und Bildern zu verwenden, die den Boden für die Shoah bereitet haben. Auch kann kein Schleier die religiöse Aufstachelung der Islamisten gegen Juden verdecken.

Wie Kopel erklärt, musste man kein begeisterter Nazi sein, um sich an den Massakern an unschuldigen Juden, einschliesslich Kindern, zu beteiligen (38.000 ermordete Kindern in einem Jahr; über 45.000 wurden zusammengetrieben und in Vernichtungslager geschickt). Man war einfach "ein gewöhnlicher Deutscher, ohne besondere Neigung zur Gewalt", und wenn man eine Führungsposition innehatte, verfügte man über ein "mittleres bis hohes intellektuelles Niveau, frei von Pathologien".

Die Hetze war das Gefäss - der "fliegende Teppich" -, der zum Massaker führte. Und das ist bei jedem Völkermord und jedem Terroristen genauso.

In seinem kürzlich erschienenen Buch Mai più! ("Nie wieder!") erklärt der italienische Historiker und Philosoph Giorgio Volli, dass "Nie wieder" das einzige wiederkehrende Thema in den zahlreichen Dokumenten im Zusammenhang mit dem Gedenktag ist.

Dennoch darf die Aufstachelung zum Mord an den Juden auch heute noch ungehindert weitergehen. Die Islamische Republik Iran betrachtet dies als oberste, gesetzlich verankerte Aufgabe, die sie durch Krieg und den Bau der Atombombe verfolgt. Die Terrororganisationen Hamas und Hisbollah sehen es als religiöse Pflicht an.

Die Aufarbeitung der Shoah hat viele Jahre gedauert. Die Nürnberger Prozesse 1946-1949 und später der Prozess gegen Adolf Eichmann 1961 wurden von dem Unglauben überschattet, dass die europäische Kultur so viel Böses hervorgebracht haben könnte.

Volli beschreibt dies gut. Die Interpretation des "absolut Bösen" und das, was die Philosophin Hannah Arendt die "Banalität des Bösen" nannte - sich hinter dem "Wahnsinn", der "Perversion" oder der "Paranoia" von Hitler & Co. zu verstecken und sich zu weigern, zu sehen, dass sehr viele Mozart-liebende Deutsche jüdische Kinder umgebracht haben - wiegen uns in dem Glauben, dass es nicht wieder passieren wird. Nicht mit uns. Aber es ist bereits geschehen, wenn auch in geringerem Masse.

Volli merkt an, dass viele der Dokumente zur Einführung des Internationalen Holocaust-Gedenktags zu eng gefasst sind. Das deutsche Dokument enthält zum Beispiel nicht das Wort "Juden". Das Dokument des Europarats nennt den Holocaust sogar "exemplarisch" für Verbrechen gegen die Menschheit.

Nur wenige wagen es, die Deutschen als Nation zu beschuldigen. Fast jeder zieht es vor, die Mörder als "Nazis" zu bezeichnen, während die Europäische Union von einem allgemeinen Angriff auf Minderheitengruppen, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit spricht. Niemand erinnert sich daran, dass es sich um Antisemitismus handelt!

Aber die Tendenz des Internationalen Holocaust-Gedenktags in Richtung eines allgemeinen "Humanitarismus" ist eindeutig. Es wird allen an Gedenkfeiern Beteiligten geraten, in ihren Reden alle Formen der Diskriminierung, einschliesslich der Islamophobie, zu erwähnen und die Lehren aus der Shoah zu nutzen, um eine universalistische Botschaft zu vermitteln.

Wie Kopel betont, gab es zwischen 1952 und 2001 37 Völkermorde in der Welt, von Kambodscha bis zum Balkan und von den Uiguren bis zu den Kurden. Und natürlich ist alles menschliche Leid identisch: Nichts unterscheidet ein jüdisches Kind, das von den Deutschen getötet wurde, von einem armenischen Kind, das von den Türken getötet wurde.

Aber die Leugnung der Besonderheit der Shoah trivialisiert sie nicht nur, sondern birgt die Gefahr, den Antisemitismus zu verstärken. Die Vernichtung der Juden, die auf der Wannseekonferenz vor 80 Jahren industriell geplant wurde, wurde, wie der ehemalige US-Präsident George H.W. Bush sagte, "von Männern geplant, die sich für Intellektuelle hielten".

Es gibt also Hunderte von guten Gründen, sich am Internationalen Holocaust-Gedenktag für den Kampf gegen Antisemitismus und den ständigen Versuch, das jüdische Volk zu vernichten, einzusetzen. Wenn die Shoah wie ein "universelles" Ereignis behandelt wird, nutzen die Palästinenser die Gelegenheit, in ihrer Propagandakampagne Opfer und Verfolger zu vertauschen, um die Juden zu den neuen Nazis zu machen. Der verstorbene grosse Historiker Robert Wistrich nannte dies treffend die "Nazifizierung" der Juden und Israels durch den Vorwurf der Apartheid, der ethnischen Säuberung und des Rassismus - das wichtigste Leitmotiv des heutigen Antisemitismus.

Die Rückkehr des mörderischen Antisemitismus nach der Shoah ist ein ernsthaftes Hindernis für die Verwirklichung des Ziels "Nie wieder". Die Geiselnahme vom 17. Januar in der Beth-Israel-Synagoge in Colleyville, Texas, die von einem bekannten Islamisten verübt wurde, wurde nicht sofort als antisemitische Tat eingestuft. Das Gleiche gilt für den Fall von Ilan Halimi, der 2006 in Paris ermordet wurde, nachdem er von einer Bande entführt worden war, die ihn beim Lesen des Korans folterte. Die französische Polizei weigerte sich, den antisemitischen Charakter des Verbrechens zu erkennen.

Solche Taten erinnern uns daran, dass das Gedenken an das Böse uns nicht davon befreit, es weiterhin zu bekämpfen. Mit unseren Herzen, die heute von der Erinnerung und dem Leid unserer Grosseltern, Tanten und Onkel erfüllt sind, können wir das Schlachtfeld trotzdem nicht verlassen, wenn wir "Nie wieder" sagen und es auch meinen.

Die Journalistin Fiamma Nirenstein war Mitglied des italienischen Parlaments (2008-2013), wo sie als Vizepräsidentin des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten in der Abgeordnetenkammer und im Europarat in Strassburg tätig war und den Ausschuss zur Untersuchung des Antisemitismus gründete und leitete. Sie ist Fellow am Jerusalem Center for Public Affairs (JCPA). A "

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