8. März: Demonstration “Für universelle feministische Solidarität. Gegen selektiven Feminismus.”https://eag-berlin.tem.li/index.php/2024/02/28/8-marz-demonstration-fur-universelle-feministische-solidaritat-gegen-selektiven-feminismus/
Wir
sind ein neues Bündnis, das sich für einen (queer)feministischen
Kampftag ohne Antisemitismus, Rassismus und Transfeindlichkeit
zusammengefunden hat. Geht am 8. März mit uns auf die Straße! Gegen
selektiven Feminismus – universelle feministische Solidarität
jetzt!
Während jeden dritten Tag in Deutschland ein Mann einen
Femizid begeht, sind Frauenhäuser unterfinanziert, überfüllt und müssen
Schutzsuchende regelmäßig abweisen. Noch immer gelten mit § 218
Schwangerschaftsabbrüche als Straftat. Dazu blockiert der Justizminister
(FDP) aktiv die gemeinsame Definition von „Vergewaltigung“ auf
EU-Ebene. Frauen verdienen weiterhin 18 Prozent weniger als Männer und
Alleinerziehende werden weiterhin in Armut gedrängt. Frauen und queere
Menschen in Afghanistan, Iran sowie Jesid*innen und Kurd*innen warten
weiterhin auf die angekündigte feministische Außenpolitik.
Zudem macht die Ampel lieber regenbogenfarbene
Symbolpolitik, statt ein Selbstbestimmungsgesetz zu beschließen, das
diskriminierungsfrei und gleichberechtigt allen, auch trans, inter und
nicht binären Menschen, geschlechtliche Mündigkeit garantiert.
Bürgerlich-konservative Medien, verschwörungsgläubige
Schwurbler*innen, christliche Fundamentalist*innen und Rechtsradikale
führen gemeinsam einen Kulturkampf, der trans Frauen zur größten Gefahr
der Menschheit erklärt hat. Queerfeindliche Gewalt nimmt in den letzten
Jahren stark zu. Doch anstatt solidarisch Seite an Seite zu stehen, gibt
es selbst ernannte „Feministinnen“, die zusammen mit reaktionären
Kräften transfeindliche Propaganda verbreiten.
Antifeminismus gehört zum Grundsatzprogramm der AfD und
faschistische Gruppierungen wie die Junge Alternative oder die
Identitäre Bewegung bedienen mit ihrer Propaganda gezielt misogyne
Ressentiments und versprechen gekränkten Männern eine
„Resouveränisierung“ und patriarchale Vorherrschaft. Junge Männer
identifizieren sich politisch zunehmend als rechts und verherrlichen
Maskulismus und Misogynie. FLINTA*, die z.B. behindert, rassifiziert,
arm, alleinerziehend, Sexarbeiter*in, jüdisch, muslimisch, obdachlos
und/oder chronisch krank sind, stehen dieser Gewalt und strukturellen
Diskriminierung besonders schutzlos gegenüber. Dazu wählt rund ein
Fünftel der Deutschen eine extrem rechte Partei, die auf Geheimtreffen
mit Neo-Nazis und Mitgliedern der CDU ethnische Säuberungen und die
Deportation von Millionen Menschen plant. Putin und sein
patriarchales queerfeindliches Regime führen einen imperialistischen
Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Es bleibt also leider weiterhin notwendig, unseren
Protest auf die Straße zu tragen, um gegen die weltweite strukturelle
Unterdrückung von Frauen, Queers und allen, die sich außerhalb der
endo-cis-heteronormativen patriarchalen Geschlechterordnung bewegen, zu
kämpfen.
Doch leider artikulieren sich linke Antworten auf diese
globalen Krisen zunehmend autoritär: Stalinistische, maoistische und
trotzkistische Gruppierungen rekrutieren bundesweit junge Linke und
liefern verkürzte Antworten als einfache und schnelle Lösung für
komplexe Probleme. Das Geschlechterverhältnis gilt hier
als lästiger Nebenwiderspruch, der in den autoritären Dogmen dieser Gruppen keinen Platz findet.
Wir wollen aber eine universelle feministische
Solidarität, die jede Form der Diskriminierung ernst nimmt und gegen sie
einsteht! Wir begreifen uns als (queer)feministisch, antisemitismus-,
rassismus- und islamismuskritisch, antifaschistisch und
antikapitalistisch. Aus dieser Perspektive heraus sind wir von weiten
Teilen selbsternannter „Linker“ und „Feminist*innen“ bitter enttäuscht.
Denn: dieser universelle Anspruch ist hier kein Konsens – vor allem, wenn es um Juden_Jüdinnen geht.
Seit dem antisemitischen Massaker des 07. Oktober
eskalieren die autoritären und antisemitischen Entwicklungen in
vermeintlich progressiven Kreisen. Struktureller Antisemitismus und Hass
auf den jüdischen Staat Israel sind innerhalb der Linken leider nichts
Neues – das Ausmaß, in dem sich momentan offener Hass auf Juden_Jüdinnen
zeigt, hat jedoch eine neue Dimension erreicht: Selbsternannte
Feminist*innen oder Kommunist*innen relativieren das Massaker der Hamas
oder feiern es gar als Akt des legitimen Widerstands. Sie zweifeln nicht
allein die zahlreichen Berichte über die sexualisierte Gewalt an,
sondern verlangen von Opfern sexualisierter Gewalt „Beweise“, obwohl sie
sonst laut „glaubt den Frauen“ schreien. Dass die Aussagen von
Betroffenen sexualisierter Gewalt als niederträchtige Lüge abgetan
werden, erwarten wir vielleicht von Rammstein-Fans – nicht jedoch von
feministischen Aktivist*innen, die seit Jahren die internationalistische
8. März Demo in Berlin organisieren. Das ist antifeministisches
Verschwörungsdenken und die konkrete Absage an eine befreite
Gesellschaft. Für die notwendige Solidarität mit der Zivilbevölkerung
Gazas, die sich in einer unvorstellbaren humanitären Katastrophe
befindet, braucht es diesen Antisemitismus in keiner Weise.
Es entsetzt uns, dass Teile der radikalen und
feministischen Linken nicht in der Lage sein wollen, Islamismus als das
zu begreifen, was er ist: eine faschistische, antimoderne, patriarchale
und imperialistische Ideologie, die jeder emanzipatorischen Kritik
grundlegend gegenübersteht. Ihn zu relativieren oder gar zu
verherrlichen heißt, sich mit Juden_Jüdinnen zu entsolidarisieren und
ist zugleich eine Absage an die Solidarität mit jenen, die dieser
Ideologie ausgesetzt sind: Kurd*innen, Jesid*innen, Afghan*innen,
Iraner*innen und allen Muslim*innen, die sich nicht rigiden
islamistischen Wertevorstellungen unterwerfen wollen.
Gleichzeitig beobachten wir, wie Politik und weite Teile
der Medienlandschaft muslimische Menschen unter Generalverdacht
stellen. Wir stellen uns gegen die Abschiebung, Ausgrenzung, staatliche
Repression und Stigmatisierung einzelner Bevölkerungsgruppen und lehnen
sie als rassistische Rhetoriken und Praktiken ab! Das sind keine
Maßnahmen gegen Antisemitismus und Islamismus, sie instrumentalisieren
lediglich die Sorgen von Antisemitismus- und Islamismus-Betroffenen.
Deutschland als postnazistischer Staat lässt wieder
seinem Rassismus freien Lauf und will sich gleichzeitig eine
wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit mit dem Iran und der
Türkei nicht nehmen lassen. Seinen Antisemitismus allerdings will
Deutschland gern anderen in die Schuhe schieben. Doch wir können den
Antisemitismus in Deutschland nicht ohne die deutsche Ideologie
begreifen, die den Nationalsozialismus und die industrielle
Massenvernichtung von Juden_Jüdinnen hervorbrachte. Deutschland hat sich
jahrzehntelange verweigert, ihn konsequent aufzuarbeiten.
Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, er ist nicht
eingewandert!
Leider sehen wir, dass viele Linke und
(queer-)Feminist*innen nicht gewillt sind, diese Widersprüche und
Gleichzeitigkeiten auszuhalten. Stattdessen berufen sich immer mehr auf
vereinfachte Freund-Feind-Schema: Viele weigern sich aktiv,
Antisemitismus in seiner Gänze überhaupt verstehen zu wollen und sich
mit eigenen Vorurteilen und Doppelstandards auseinanderzusetzen.
Doch wir sehen Selbstkritik, Mut zur Unsicherheit und
Dazu-Lernen-Wollen als Grundlage, um gemeinsam für ein gutes Leben für
alle kämpfen zu können.
Eine Linke, die nicht für eine befreite Gesellschaft für alle kämpft, ist nicht unsere Linke.
Ein Feminismus, der selektiert und instrumentalisiert, ist kein echter Feminismus.
Deshalb wollen wir einen anderen 8. März. Lasst uns für universelle feministische Solidarität auf die Straße gehen!
Unsere Route für den 8. März!
Auftaktkundgebung & Start 15 uhr Helsingforser Platz - Kopernikusstr. - Wühlischstr. - Boxhagenerstr. - Zwischenkundgebung Wismarplatz - Jungstr. - Frankfurter Allee - Ende Frankfurter Tor
Eingezeichnet sind unsere Kundgebungen, der Sammelpunkt des Maskenblocks, Öffis und Toiletten.
Wir sehen uns morgen auf der Straße!
#8M #b0803
Kommentare
Kommentar veröffentlichen